Den guten Namen, den sich Contest über fünf Jahrzehnte in der Segelbootbranche erarbeitet hat, wollen sie selbstverständlich auch auf das Motorboot übertragen. Erster Garant dafür ist die Zusammenarbeit mit dem Konstrukteur Georg Nissen und den Naval Architects von Vripack (siehe dazu auch BOOTE3/13).
Für den Bau von Rumpf und Deck verwendet die Werft das Vakuum-Injektions- Verfahren, um allem eine solide Festigkeit bei gleichzeitig geringem Gewicht zu geben. Herausgekommen ist ein 16,6-t-Halbgleiter mit erstklassigem Design und nobler Einrichtung. Die Verarbeitung unseres Testbootes (Baunummer 1) macht insgesamt einen ordentlichen, soliden Eindruck. Sorgfältig ebenfalls die Leitungsverlegung mithilfe der Kabelbühne im Motorraum. Auf den soliden Fundamenten in Letzterem stehen zwei Diesel aus dem Hause Cummins. Standardmäßig empfiehlt die Werft Motoren mit 305 PS.
Wir fuhren jedoch mit einer kräftigen "Powerspritze" von fast der doppelten Leistung. Die beiden 8,3-l-Diesel leisten zusammen 1202 PS und beschleunigen die Contest auf fast 28 kn. Schaut man in dieser Situation (gut 3000/min) auf den Verbrauch, muss jedem klar sein, dass zwei 600-PS-Diesel zusammen um 250 l/h (8,7 l/sm) benötigen. Das ergibt mit 1800-l-Spritvorrat abzüglich 15 % Reserve eine Reichweite von knapp 180 sm. Zügelt man die Drehzahl auf 2300/min mit 19 kn, errechnet sich theoretisch noch eine Reichweite von 275 sm. Richtige Langstrecken erreicht man, wenn die Drehzahl auf Verdrängergeschwindigkeiten reduziert wird. Mit knapper Rumpfgeschwindigkeit von 9 kn kommt das Boot-Motor-Gespann dann um 1000 sm weit.
In schneller oder langsamer Verdrängerfahrt läuft die Contest gut geradeaus und muss nur ganz wenig korrigiert werden. Der Übergang in die schnelle Gangart liegt zwischen etwa 1500/min und 2300/min. Hierbei sollte der Fahrer die Trimmklappen runterfahren, damit die Sicht nur kurz gestört wird. Es empfiehlt sich, über die gesamte schnelle Fahrt die Trimmklappen zu benutzen, um die 52 MC in die optimale Lage zu bringen.
Kursstabilität und vor allen Dingen das Rauwasserverhalten sind in schneller Fahrt überzeugend. Bei Windstärke 4 bis 5 Beaufort auf dem Ijsselmeer entsteht eine harte See, die die Contest weich, kurstreu und trocken durchfährt. Selbst bei schnellen, engen Kurven zeigt der 52-MC-Rumpf keine Schwäche wie Einhaken oder Wippen. Einziges Manko: In Backbord-Kurven schränkt die Schräglage die Fahrersicht auf die Kurveninnenseite ein.
Verringert man die Geschwindigkeit, sorgt in dieser Situation ein sogenannter Seakeaper (knapp 90 000 Euro Aufpreis) für die stabile Lage. Eine Einrichtung, die ebenfalls am Ankerplatz für möglichst schaukelfreies Liegen sorgen soll. Hafenmanöver fährt man mit beiden Strahlrudern (1 x vorn, 1 x achtern) prob-lemlos. Um mit angepasster Geschwindigkeit den Liegeplatz zu verlassen oder zu erreichen, benutzt man bei unserem Testboot die Trolling-Einrichtung, die die Geschwindigkeit bei Standgas von etwa 5 kn auf minimal 1,5 kn reduziert.
Gefahren wird von einem in alle Richtungen verstellbaren, fest gepolsterten Pilotensitz. Dort findet der Skipper reichlich Kniefreiheit und eine Klappstufe zum entspannten Abstellen der Füße. Für den Beifahrer steht eine Doppelbank zur Verfügung, die ebenfalls reichlich Beinfreiheit bietet. Festhalten kann er sich dort nur an den Rückenlehnen, ein Haltegriff ist auf Wunsch erhältlich.
Schaltung und Lenkung bedient der Fahrer uneingeschränkt. Bis auf wenige Spiegelungen lassen sich die Instrumente gut ablesen und die Schalter griffgünstig betätigen. Durch die getönte Sicherheitsglas-Windschutzscheibe blickt der Fahrer im Sitzen uneingeschränkt. Stehende Fahrer haben dagegen nur eine Höhe von etwa 1,70 m zur Verfügung und das runtergezogene Salondach im Sichtbereich. Große Glasschiebetüren und Folienfenster im Cabrioverdeck begünstigen die Sicht nach achtern. Um bei Regen und schwerer See den Durchblick zu behalten, installiert Contest zwei solide Zweiarmwischer, die ein passend großes Wischfeld erzeugen.
Den Technikraum mit den beiden Cummins-Dieseln erreicht man über zwei Bodenklappen mit Gasdruckdämpfern. In der Mitte, direkt über den Luken, kommt der Servicemann passabel an die Motoren, zu den Seiten wird es jedoch aufgrund der geringen Kopffreiheit eng. Dass sich eine aufwendige Schallisolierung auszahlt, zeigt der maximal gemessene Schallpegel von 76 dB/A am Fahrstand. Mit 32 °C Motorraumtemperatur kommen die beiden Diesel ebenfalls passabel zurecht. Eine erstklassige Installation zeigt die gesamte gut ausgeklügelte elektrische Anlage mit reichlich Batterien und Ladegeräten sowie Inverter.
Die Ausrüstung mit Feuerlöschanlage und die doppelte Ausführung der Dieselfilter (mit Alarm) zeigen den hohen Sicherheitsanspruch. Vier elektrische Bilgenpumpen lenzen automatisch (auch manuell einzuschalten) jede Sektion. Eine Handlenzpumpe gehört nicht zur Serienausstattung. Rutschfeste Bodenstrukturen und tief liegendes Gangbord und Reling geben ein hohes Maß an Bewegungssicherheit.
Nicht überzeugen kann uns die lose Badeleiter (Eignerwunsch), die man vor dem Baden erst einhängen muss, um sicher wieder an Bord zu gelangen. Sie wird genauso im Heckkasten verstaut wie die Bordfahrräder. Wahlweise lässt sich hier auch das Dingi unterbringen. Der Weg von der großen Badeplattform führt über die breiten Gangbords ins Cockpit.
Hier dominiert eine gemütliche Sitzecke mit Holztisch. Gemütlich geht es außerdem auf der Salonsitzecke zu. Ihr gegenüber liegt die komplett ausgerüstete Pantry. Eine Etage tiefer geht es in die Schlafkabinen: im Bug die Eignerkabine mit Doppelbett und vorbildlichem Lattenrost, in der Mitte an Steuerbord mit einer Einzelkoje und auf der anderen Seite mit zwei Einzelkojen, die man im Handumdrehen in eine Doppelkoje wandelt. Auch diese drei Kojen sind unterlüftet. Dass es den zwei dazugehörigen Nasszellen an nichts mangelt, ist (fast) schon selbstverständlich. Noch eine Besonderheit im Bug: Der Anker lässt sich hydraulisch aus dem selbstlenzenden Ankerkasten fahren.
Bei der Ausstattung (beispielsweise Generator, Klimaanlage und Sonnendach) und Aufteilung hat der Eigner die Qual der Wahl, denn es gibt drei Layoutvarianten und die Möglichkeit, die Contest als 52 MC, 52 MC Open Sport und 52 MC Flybridge zu bestellen.
Fazit: Die Test-Contest 52 MC ist ein gelungenes, elegantes, aber auch solides Boot, auf dem fünf Personen bequem reisen